Dumme Ratschläge
Immer die gleiche Situation am Krankenbett:
„Das schaffst Du schon“
„Du musst kämpfen!“
„Wenn Du positiv denkst, ist das für die Heilung entscheidend!“
Der Krebspatient könnte jedes Mal bei einem solchen Spruch vor Wut kochen...
Wieso weiß der Freund, die Angehörige, der Bruder oder der Ehemann, dass man das schafft?
Weiß er mehr als alle Ärzte? Oder als das Schicksal? Hat er Informationen, die einem sonst keiner gibt?
- Sicher nicht!
Was meint er oder sie mit dem Rat, dass man kämpfen soll? Wie geht der „Kampf“? Gibt es Waffen oder Trainings? WIE soll ich als Patient denn überhaupt kämpfen? – das sagt mir allerdings keiner...
Ich habe nach der Diagnose, die mich potentiell unter unsagbaren Schmerzen umbringen wird, die schlimmsten Gedanken, die ein Mensch haben kann. Ich werde wahrscheinlich sterben!
Wie, verdammt nochmal, soll ich dann „positiv denken“? Das sagt mir keiner der oberschlauen Ratgeber...
Ich habe auch keine Lust, mir tausend Bücher über Eigenmotivation durchzulesen, denn die Medikamente verhindern die Konzentrationsfähigkeit für das Lesen.
Oder meine Gedanken.
Oder es steht nur universitärer Unsinn drin, den sich nur ein gesunder, unbeteiligter und selbstherrlicher Psychologe ausdenken konnte. Das ist nur schwer zusätzlich zu ertragen.
Liebe Freunde, Familie und wer mich als Patienten auch immer besucht:
Ich brauche Empathie.
Ich möchte in Arm genommen werden.
Ich möchte gemeinsam weinen.
Ich möchte von meinen Ängsten und meiner Wut erzählen.
Ich bin als Krebspatient sehr einsam und brauche einfach nur Nähe...
Vielleicht möchte ich das alles auch gar nicht und ich komme mental gut klar. Dann brauche ich die obigen Sprüche aber auch nicht ...